Freitag, 26. September 2008

Wieso kein Visum, Visu kein Wiesum

Neuigkeiten aus der Diplomaten-Ecke:
Mein Visum läuft diesen Monat aus und es gab tatsächlich keine, zumindest keine legale, Möglichkeit (und von gesetzesfernen Lösungen hält unser engstirniges, prozessgebundenes HR Department wenig), unser Studentenvisum in ein Geschäftsvisum umzuwandeln.
Also heißt es für mich Geschäftsreise nach Deutschland! 

Da nächste Woche eh die sogenannte freie "Golden Week" um den 1.Oktober ansteht, dem Nationalfeiertag der Chinesen, ganz China unterwegs ist (somit alle touristisch attraktiven Orte Chinas überfüllt und alle Tickets eh ausverkauft sein werden), werde ich eine Woche Zeit bei den Lieben zu Haus haben bis es dann für eine Woche nach Bühl/Bühlertal zu unserem deutschen ED-Werk zum Arbeiten geht.  Freu mich auf die Abwechslung!

Wenn es nämlich mal in Shanghai regnet, 
ist selbst der Blick aus unserem Büro nicht schön

Meine Kommilitonen versuchen den Weg zum Business Visa (das heilige F-Visum!) über HongKong zu erreichen. 
Dieser Weg war mir versperrt, da ich als Träger eines Vietnamesischen Passports sogar für die Einreise nach HongKong ein Visum bräuchte und dieser Antrag alleine schon 20 Tage in Anspruch nehmen würde (zum Zeitpunkt der Info hatte ich noch 14 Tage gültiges China-Visum...). 

Doch kurz zu Hause Urlaub machen und ein neues Werk sehen, alles auch noch vom Department bezahlt, ei, das ist auch was Feines. 
Blöd ist nur, dass mein Besuch aus Deutschland noch in Shanghai bleibt für 5 Tage, während ich verkehrterweise den Rückflug nach Deutschland antrete.

Mittwoch, 24. September 2008

Daedelus in Shanghai!

Jipiieh! 
Diesen Donnerstag legt Daedelus im Shelter auf! Für lächerliche 5 Öcken! Gebt euch das!

Und den inoffiziellen aber großartigen "Vote Obama" Song gibt´s bei YouTube




Dienstag, 23. September 2008

Jetzt ist hier was los

Und mit Aeroflot kommt man doch an! 
Beweis: mein zweiter Besuch aus Deutschland ist angekommen, ganz frisch seit letztem Freitag.

 Frulrike Utz und Fuliane Jiese (Namen sind vom Autor ausgedacht oder abgeändert worden).
Seitdem wurde schon viel erlebt und irgendwie wenig geschlafen.

Freitag HotPot-Essen (mein Ziel ist es nämlich, die europäischen Weichei-Mägen die nächsten Tage IronMäschinism-mäßig zu trainieren) und auf einen Verdauungstrunk danach weggegangen.

Samstag French Concession angeschaut und zum Capoeira gegangen. Ich übe diesen Sport nämlich jetzt schon ungefähr seit 2 Jahren aus und habe an diesem Tag meinen grünen Gürtel
 bekommen (haha). 

Das in der Luft bin ich

Und abends ging es auf den neu eröffneten Shanghai World Financial Center, dem mit 492m derzeit größten Flaschenöffner Shanghais und dem dritthöchsten Gebäude der Welt. 

Ich muss sagen, Shanghai sieht von oben ein bisschen schön aus

Am letzten Tag unseres Action-Wochenendes ging es nach Nanjing zum Rocker-Biker-Treff:

 Auch harte Rocker haben mal Pannen

Wie man sehen kann, sind im Laufe des China-Aufenthaltes viele Hobbies entstanden, denen ich nun höchst frequent und jauchzend-frohlockend fröne. 

Es bleibt nur die Frage:
Ist jetzt hier was los?

oder:
Was ist jetzt hier los? 
Hier! Jetzt ist was los!
Los! Hier ist jetzt was! 
 

Dienstag, 16. September 2008

Pudong

Pudong = Finanzzentrum Shanghais

- bestehend aus Wolkenkratzern und Baustellen
- berühmteste Türme sind JinMao Tower und der neu fertiggestellte Shanghai Financial Tower aka "Flaschenöffner":


- Bank of China Tower = mein Arbeitsplatz; Metrostation direkt unterm Gebäude, sehr toll; Mensa eher Mittelmaß; superschnelle Aufzüge

Tong Li

Gestern waren wir in Tong Li, einem der umliegenden Wasserdörfer. Und zum ersten Mal trifft das Wort "Dorf" auch tatsächlich zu.
Spricht man nämlich in China sonst von "Kleinstädten", meint man zumeist Städte mit immerhin noch rund 5 Mio. Einwohnern (wie Suzhou) und einer Riesenfläche, die auf der Karte nicht gerade maßstabsgetreu aufgezeigt wird. Schnell will man von einer Kreuzung zur nächsten laufen, (schätzungsweise 5min der Karte nach zu urteilen) da sieht man sich eine halbe Stunde lang wandern! Aber das Adjektiv "klein" wird in Relation zu Städten wie Shanghai mit seinen 15Mio. Einwohnern (2007) wieder gerechtfertigt.


Tong Li ist jedenfalls, was mich sehr erfreut, ein kleines verschlafenes Dörflein mit einer autofreien Kanal-Altstadt und einer so kleinen Fläche, dass man bequem von einem Ende bis zum anderen Ende der Altstadt-Insel laufen kann.

Sonntag, 14. September 2008

Suzhou ist schön!

Jemand hat mal über Suzhou gesagt, es wäre das Venedig Chinas. Das ist in der Tat ein wenig übertrieben, aber mir gefällt es hier wirklich sehr!



Konstantin, der sein Praxissemester in Suzhou absolvieren wird, ist vor zwei Wochen in China angekommen und hat diese Woche sein Praktikum angefangen. Da ich am Montag aufgrund des Mondfestes freihabe, werden wir das Wochenende nutzen, um gemeinsam durch die Straßen und Kanäle Suzhous zu ziehen!

Hero Tales

Nun arbeite ich schon über einen Monat und ziehe folgendes Resumee:
es macht Spaß!

Im strategischen Marketing bin ich hauptsächlich für Kundenprofile und Konkurrenzanalyse zuständig, bekomme aber andauernd Mini-Projekte zugeschoben wie das Erstellen von Product Road Maps für unser Werk in Changsha, Projekt-Produkt- Matrix für Bosch ED in China etc.

Spannend war mein erster Business Trip zu unserem Werk in Changsha, der Hauptstadt der Provinz Hunan, ungefähr 900km von Shanghai entfernt:


Fans meiner selbst werden mir applaudieren, wenn sie folgende Geschichte dazu hören:

8Uhr morgens sollte Abflug sein, Abflugsort der Hongqiao Airport. Ich war mit meinem Chef Florian um 7Uhr vor dem Terminal verabredet.
Ich kannte den Hongqiao Airport, bin ich doch letztes Mal mit meinen Kommilitonen von dort nach Qingdao abgeflogen. Die Fahrt von meinem Appartment bis zum Flughafen würde eine Viertelstunde einnehmen, da beides in West-Shanghai gelegen ist.
Aufgeregt und zuversichtlich stieg ich in ein Taxi ein (es war gar nicht so leicht eins zu solch früher Morgenstund zu finden) und sagte dem Fahrer mein Bestimmungsziel, fragte ihn sogar noch, wieviel Zeit wir bis dahin bräuchten.
Antwort: "Sechs Minuten" (Die Unterhaltung fand auf Chinesisch statt). Das mag ein bisschen übertrieben sein, doch war ich mir nun sicher, dass er mich richtig verstanden hatte. Denn Shanghai hat zwei Flughäfen: den Hongqiao-Airport (im Westen) und den International Airport Pudong (im Osten). Würde er letzteres verstanden haben, hätte er eine Fahrtdauer von einer Dreiviertel- bis ganzer Stunde nennen müssen.
Die Fahrt dauerte jedoch ungewöhnlich lange und ich fragte den Fahrer immer wieder, wielange wir noch zu fahren hätten. "Drei Minuten! Drei Minuten!" Um 7Uhr schrieb ich Florian, dass ich mich verspäten würde, aber in drei Minuten da sei.
Als es weitere 7 Minuten dauerte und ich die Dauer der Fahrt nicht mehr auf den Rush-Hour-Verkehr zurückführen konnte, fragte ich ihn, warum wir immer noch nicht am Hongqiao Airport angekommen seien.

Er: "Hongqiao? Sie sagten Pudong!"

Liebes Leben, geliebtes Pech, erster Business Trip, wieso immer ich? Ein wahnsinniges Lachen war das einzige, was ich rausbringen konnte. Der Hanswurst von Taxifahrer drehte um und ich kam um 7.45Uhr am richtigen Terminal-Tor an. Sicherheitskontrolle. Am China Southern Schalter war ich um 7.50Uhr (eine panische Thuy Tien, die alle 2 Sekunden auf ihre Fake-Longines-Armbanduhr schaut). Gate zu. Keine Möglichkeit mehr, es tut uns leid, Miss, aber wir können keine Ausnahmen machen.

Ich habe also tatsächlich meinen Flug verpasst!
Das Ende der Geschichte war weniger dramatisch, unsere Sekretärin im Büro hat meinen Flug umgebucht und ich konnte den nächsten anderthalb Stunden später nehmen. Lustigerweise war Aaron Du, ein sehr kuler chinesischer Kollege von mir, auf dem gleichen Flug und ich hatte eine Heidengaudi mit ihm. Wir kamen irgendwann mittags in unserem Werk an und ich konnte wie geplant mein Produkt Training absolvieren, denn schlauerweise waren alle meine Meetings erst nach 13Uhr! Ich Fuchs!

(Bei meinem letzten Trip nach Changsha lief aber alles glatt)

Mid-Autumn Festival - Mondfest

Am 15ten Tags des 8. Monats nach dem Mondkalendar findet in China alljährlich das Mondfest statt und dieser Tradition huldige ich heute (denn dieses Jahr fällt der Tag auf den 14.September im uns bekannten und liebgewonnenen Gregorianischen Kalendar) und sogar (und sogar gerne!) auch morgen.
Denn wenn ein gesetzlicher Feiertag auf den Sonntag fällt, haben die guten und hart arbeitenden Bürger Chinas nur einen infinitesimalen Nutzen davon, weswegen der darauffolgende Montag als weiterer Ruhetag verbracht werden darf.

Da jeder Stein, jeder Baum, jeder Tempel in China eine Geschichte zu erzählen hat, sollte es den Erzähler nicht verwundern, dass sich hinter dem Mondfest auch eine schöne und schrecklich romantische Geschichte verbirgt.
Wir lesen also:

Vor langer Zeit gab es am Horizont zehn Sonnen, die auf die Erde hinab brannten und den Menschen das Leben schwer machten, denn durch die starke Einstrahlung wurden die Ackerfelder trocken und unfruchtbar.
Doch Märchen folgen strikt einer gleichen Ordnung und so erfreut es uns zu hören, dass eines Tages ein Held mit dem immens maskulinen Namen Hou Yi kam (man stelle sich nur mal Maori-Krieger vor, die bei ihrem typischen Tanz beim letzten Takt ihre Fäuste gegeneinander ballen und diesen Namen ausrufen) und die Verderben bringenden Sonnen mit Pfeil und Bogen nacheinander abschoss. Eine Sonne ließ er am Himmel, denn er war klug und wie ein echter Mann wollte er nicht die Samstagnachmittage mit BBQ und Bier missen, die ohne Vorhandensein von jeglicher Sonne nicht spaßig ausfallen dürften.
Nun von jedermann geliebt und als Held gefeiert, wurde ihm sogar von der Königin des Himmels (wieso hat die Olle keine Macht über ihre Sonnen?!) ein Fläschchen mit dem Elixir des Lebens geschenkt, das unseren Hou Yi zu einem Unsterblichen machen konnte. Dieser wollte sich jedoch nicht von seiner wunderschönen Frau Chang´e trennen und statt das Elixir zu trinken, bat er Chang´e, das Fläschchen zu verwahren.
Held, schöne Frau, genau, jetzt kommt der Evil Bösewicht. Unser Beelzebub heißt in diesem Falle Feng Meng, ist sogar ein Schüler Hou Yis, aber nicht allzu loyal. Als die ganze männliche Gefolgschaft nämlich eines Tages zur Jagd ausreitet, gibt er vor, krank zu sein, um zuhause bleiben zu können, um Chang´e das Fläschchen zu entreißen. Letztere kommt gegen ihn nicht an und trinkt das Fläschchen aus, damit es nicht in seine Hände kommt.

Das Resultat dieser Tragödie:
Die schöne und liebende Chang´e steigt in den Himmel hinauf, entscheidet sich aber auf dem Mond zu bleiben, weil er der Erde am nächsten ist und sie so ihrem Hou Yi nah sein kann.
Hou Yi (sein Herz ist gebrochen) betet seine Geliebte im Mond an. Da er Vorbild ist, tun´s ihm alle gleich. 2000 Jahre lang schon. Bis heute. Wahnsinn!

Mondkuchen